Dienstag, 2. Oktober 2012

Everyday I'm shoveling


Ja so schauts aus. Ich hab endlich mal ein richtig guten Job gefunden. :-)
Und darüber möchte ich heute ein wenig erzählen, vor allem weil es wahrscheinlich wieder die letzte gute Möglichkeit dafür ist. Ich hab dort zwar schon ab und zu Empfang (wenn das Handy am richtigen Platz liegt) und kann somit auch immer mal wieder ins Internet, aber Blog schreiben geht darüber glaub ich wirklich nicht so gut.
Naja auf jeden Fall haben Pablo und ich uns ja mal wieder auf die Suche nach einem Job gemacht und wollten dann auch erst Bäume pflanzen gehen, was dann aber nicht ganz so gut geklappt hat, aber darüber brauch ich nicht reden. Tatsache ist, dass ich dann einen Rückruf bekommen hab, um auf einem Feedlot zu arbeiten.
Ganz ehrlich, ich hab keine Ahnung wie das auf Deutsch heißt, ich könnte es nur erklären, aber selbst dann könnt ihr es euch glaub nicht mal richtig vorstellen. Da helfen nur Bilder ;-)
Die Chance hab ich dann also genutzt, Pablo hat erst noch versucht ein Job als Schweißer in Toowoomba zu finden, hat leider auch nicht so gut geklappt, deswegen hol ich ihn heute nach einer Woche dort arbeiten zu mir mit auf die Farm.
Aber allgemein ändert sich ja hier eh alles täglich, Entscheidungen wo man hin fährt, wo man arbeitet etc.
Für euch daheim ist das glaub ich echt schwierig, aber was sollen wir machen, so spontan zu sein, damit muss sogar ich erst mal zurecht kommen ;-)
Jetzt aber mal zum Job.
Ich bin da also hin gefahren, ca. 3 Stunden von Toowoomba und hab versucht den Wegbeschreibungen der Frau zu folgen, die Straße zu dem Feedlot ist aber trotzdem sehr gewöhnungsbedürftig. Mal geteert, mal nicht....dann wieder über Zuggleise rüber.
Und als ich dort endlich angekommen bin hat mich Michael, der Big Boss der Farm, in Empfang genommen, rumgeführt und gleich mal ein paar Leuten vorgestellt.
Aber die haben dort schon ein ganz schönen Dialekt drauf, da muss man sich echt anstrengen um die richtig zu verstehen. Das schwerste ist, wenn sie über Funk sprechen.
Naja und dann hat er mir gezeigt wo ich mein Van abstellen kann. Ich hab da jetzt also einen kleinen Stellplatz vor einem Haus, das noch unbewohnt ist und kann davon eben das Bad und Strom benutzen. Also hab ich eigentlich mehr oder weniger alles was ich brauche. Außer vielleicht eine Waschmaschine...aber ich muss ja eh immer wöchentlich mal einkaufen fahren, also kann ich auch da meine Wäsche irgendwo rein schmeißen.
Und am nächsten Tag ging es auch schon los! Also wie gesagt, ich arbeite auf einem Feedlot. Das ist sozusagen der Ort an den Kühe gebracht werden um sie zu mästen.
Hier funktioniert das so (ich weiß nicht wie das in Deutschland ist, ehrlich gesagt hab ich mich damit noch nie beschäftigt :-) ), dass der Farmer die Kühe von anderen Farmen aufkauft, wo die Kühe nur auf der Weide standen und sie dann eben dort mästet, bis sie das richtige Gewicht haben und dann werden sie weiter an unterschiedliche Unternehmen verkauft. Hier zum Beispiel geht der Großteil an die große Supermarktkette Coles. Allerdings werden auch ziemlich viele ins Ausland verkauft UND an McDonalds. Das Gute dabei ist, die alten Kühe gehn zum McDonalds xD Das hört man doch gerne ;-)
Ja, auf diesem Feedlot hier gibt es mehr als 6000 Kühe. Allerdings ist das für Australien fast schon klein, denn es gibt auch welche die über 50 000 Kühe mästen.
Meine Aufgabe dabei ist es also alle Kühe zu füttern.
Mein Arbeitstag beginnt jeden morgen um 6, wenn die Sonne aufgeht. Das heißt für mich gegen 5 aufstehn. Und ich sag euch, da kanns ganz schön kalt sein, ich wollte teilweise nicht aus meinem Schlafsack raus.
Als erstes fahren wir raus zu den Kühen und müssen die ganzen Tröge ausschaufeln. Schlechtes Futter raus, gutes Futter wird zu einem Haufen zusammen geschaufelt.
Und das ist schon ne ganz schön harte Arbeit, aber das ist auch das schlimmste am Job.
Anschließend tragen wir in ein Buch immer ein wie viel die Kühe gegessen haben und berechnen an Hand dessen, wie viel sie am aktuellen Tag bekommen.
Dann fährt man zurück zu Scheune, wo das ganze Futter gelagert wird und dann wird angefangen das Futter zu mixen.
Die unterschiedlichen Zutaten werden mithilfe von einem großen Bagger in große Traktoranhänger geschüttet, die das dann eben mixen. So ein Ding fasst 9 Tonnen an Futter. Täglich machen wir meistens über 60 Tonnen Futter für die Kühe fertig.
Und sobald eben die erste Fuhre fertig ist, fährt man mit dem Traktor raus und füllt das Futter in die Meterlangen Tröge. So lange bis alle Kühe ihr Futter haben und danach ist Lunchtime.
An den ersten Tagen hat das alles ziemlich lange gedauert und vor allem wenn die anderen die Kühe zum Wiegen etc rausholen dauert es noch länger, weil du dann warten musst bis die damit fertig sind. Späteste Lunchtime war schon mal 4 Uhr nachmittags. Das Blöde ist ich bin immer ab 9 Uhr schon richtig hungrig, weil wir morgens eben die harte Arbeit leisten.
Anschließend bekommen die Kühe, die neu dazu gekommen sind alle noch Heu, ab und zu muss die Melasse aufgefüllt werden. Die Wassertröge müssen alle paar Tage geputzt werden, das sind auch insgesamt ca. 40 Stück, in jedem Gehege eins. Und am Ende fährt man noch mal durch die Reihen und prüft ob alle genug Futter haben. Das kann man aber allerdings erst gegen 4 / halb 5 machen, das heißt wenn man vorher nichts mehr zu tun hat wirklich, wartet man einfach.
Terry, mein Chef sozusagen, oder "Abteilungsleiter" sagt immer ja und jetzt müssen wir warten bis wir die letzte Runde machen können. Und der macht das dann auch. Ich kann ja sowas nicht. Dann nehm ich doch lieber ein Besen in die Hand und feg die Scheune, auch wenn es sinnlos ist, schließlich ist sie 5 min später wieder verstaubt :-D
Aber ansonsten, mir gefällt es eigentlich richtig gut. Vor allem lernt mich Terry in alles ein. Anfangs hab ich nur zugeschaut, aber schon am 2. Tag hat er zu mir gesagt ich soll doch den Traktor fahren und die Kühe füttern. Inzwischen mach ich das jeden Tag alleine. Zurzeit bringt er mir bei wie man die Futterladungen macht und somit auch das Baggerfahren. Davor hatte ich allerdings aber schon mehr Angst, Terry sagt dann nämlich einfach ganz seelenruhig zu mir, vorsicht mit dem Ding, da kannst du leicht umkippen, wenn du die Ladung zu früh hoch nimmst oder zu stark bremst etc.
Aber inzwischen mach ich das auch schon alleine. Der Zweck dahinter steckt, dass ich ja teilweise komplett alleine arbeiten muss, also Traktor fahren und ihn beladen, zum Beispiel wenn die anderen frei haben.
Wir sind nämlich eigentlich 3 Leute, allerdings sagt Terry immer 3 Leute sind zu viel für den Job. Ich komm allerdings besser mit dem Traktor fahren etc klar als der andere Neue. Deswegen setzt er da mehr auf mich, ich darf immer länger bleiben und somit meistens 10 Stunden pro Tag arbeiten, während der andere dann doch schon gegen 2e heim geht.
10 Stunden mag sich jetzt viel anhören, ich bin auch abends immer sehr müde irgendwann, aber wer ist das nach dem Arbeiten nicht. Außerdem wie gesagt, das Schaufeln morgens ist das Schwerste, danach sitzt du ja eigentlich mehr oder weniger nur im Traktor oder im Bagger.
Ja und somit kann ich eigentlich ganz gut Geld machen, ich bekomm nämlich einen ganz guten Stundenlohn und bei 9 / 10 Stunden am Tag im Schnitt kommt da schon ein wenig was zusammen.
Wir haben uns jetzt auch eventuell überlegt einfach so lange zu arbeiten bis wir genug Geld haben, um die Zeit danach nur noch zum Reisen nutzen zu können, wenn man schon mal eine sichere Arbeitsstelle hat.
Und vor allem sind die da auch voll nett, also nicht nur dass alle wie eine große Familie sind und wenn jemand ein Problem hat darf er das gerne sagen, sondern sie haben gesagt ich kann so lange ich will dort arbeiten, sie haben auch irgendwann kein Problem wenn ich sage ich muss wieder gehen, wegen Weiterreise. Also vollkommen verständnisvoll :-) oder eben Backpacker freundlich!
Ja und Englisch wird jetzt auch mehr gesprochen, ich unterhalte mich ja ständig mit den Leuten. Vor allem Terry liebt es zu schwatzen und hält auch öfters einfach mal draußen bei den Kühen an um mit Ronnie zu reden, der dort meistens die Gehege sauber macht.
Aber ich finds toll, eine super Atmosphäre! Letztens hab ich außerdem auch ein Schlüssel für die Tore bekommen, dass ich dort nicht notfalls eingesperrt bin.
Michael und seine Familie leben ja nämlich weiter weg, die haben insgesamt glaube ich 3 Grundstücke in der näheren Umgebung, wo sie immer unterschiedlich arbeiten. 200 km weiter halten sie auch eigene Kühe, von dort haben sie letztens erst eine richtig große Ladung gebracht und waren mehrere Tage dafür unterwegs.
Ja und deswegen bin ich eigentlich abends immer alleine, aber jetzt kommt ja Pablo mit dazu.
Die Farm hat aber nicht nur Kühe, sondern pflanzt auch Baumwolle. Die Saison beginnt bald und der Farmer meinte spätestens dann hat er auch einen Platz für Pablo zum arbeiten!

Soweit war das glaub ich auch schon alles. Wie gesagt bald kommen noch ein paar Bilder, damit ihr euch dass alles besser vorstellen könnt ;-)

Ganz liebe Grüße vom Kuh-Mädel <3